Tipp des Monats

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Die halbe 8 – Eine Übung mit viel Bewegung

von | 25.04.2023 | Tipp des Monats

Heute geht es um im Tipp des Monats um Gymnastizierung und eine Übung, die Bewegung in der Hinterhand (Hankenbiegung), Rotation der Schulter, laterale Biegung und Stellung im Genick vereint: Die halbe 8. Sie ist recht einfach aufgebaut und eine ideale Nachreitübung auch um das Pferd gymnastizierend aufzuwärmen.

Die halb 8 hat neben dem gymnastizierenden Effekt auch mental einen Einfluss auf das Pferd. Bedingt durch die vielen Wechsel von Stellung und Biegung, die Richtungswechsel und die Wechsel der Lastaufnahme ist das Pferd immer gefordert, sich auf den Reiter einzustellen und, wie man so schön sagt: „…bei ihm zu sein!“. Daher eignet sich diese Übung auch sehr gut, um das Pferd beispielsweise auf Shows durch diese – nennen wir es einmal – Beschäftigung von dem Trubel außen herum abzulenken und auf den Reiter einzustimmen.

Die Ausführung

Auf den ersten Blick scheint die halb 8 nicht mehr zu sein als ein Kreis. Horizontal geteilt ist das auch richtig, in der Vertikalen sind es aber zwei Bögen mit einer Geraden. Und genau hier wird angesetzt, auf einer Geraden, also erst einmal an der Bande.

1. Wir reiten das Pferd an der Bande mit einer leichten Stellung nach innen (starten wir einmal rechts). Hierzu nutzen wir eine leicht angehobene innere Hand, eine leichte Anlehnung und das innere Bein zum Stellen. Diese erste Phase ergibt eine Abstellung im Genick.

2. Aus dieser Innenstellung generieren wir eine kleine Volte. Dies kann entweder mit einem geöffneten Arm oder einer eher geschlossen Handhaltung erfolgen. Junge und unerfahren Pferde lassen sich mit einem geöffneten Arm besser in die Biegung führen. Gute gearbeitete Pferde sollten die Volte und damit die gewünschte Rumpfbiegung auch aus der Stellung heraus hinbekommen. Dabei nutzen wir einen klassischen Drehsitz. Das bedeutet, unsere innere (rechte) Schulter geht zurück und führt die Pferdeschulter nach innen in die Bewegungsrichtung. Die innere Hüfte des Reiters geht etwas nach vorne, um die Pferdehüfte ebenfalls in die Biegung zu stellen und somit eine Rumpfbiegung und ein vermehrtes Untertreten der inneren Hinterhand zu generieren. Wichtig ist auch der Rahmen der Beine. Das innere wirkt hier weiterhin stellend (Gurtlage)und das äußere geht etwas zurück, um die Hüfte des Pferdes nach innen zu stellen. Unsere Balance ist dabei natürlich innen, also rechts.

3. Nach ca. 180 Grad, also einer halben Volte, stellen wir das Pferd um, und zwar in eine Konterstellung (Außenstellung nach links), der Rahmen der Beine wechselt und das äußer Bein geht etwas mehr nach vorne, während das innere etwas öffnet. Das Pferd wird sich nun in die Außenposition (links) stellen und biegen. Das bedeutet, was eben noch hohl war (rechts /lateral) wird nun gedehnt, und was gedehnt war, wird zur kurzen hohlen Seite. Gleichzeitig haben wir eine Umstellung im Hals- und Genickbereich. Unser Sitz bleibt aber rechts und wir beginnen, das Pferd diagonal über die Schulter zur Bande zu verschieben. Hierzu schieben wir unsere eigene Schulter wieder etwas noch vorne, in Bewegungsrichtung der diagonal nach vorne zu schiebenden Pferdeschulter. Dies ergibt nun einen Lastwechsel auf der Hinterhand und eine vermehrte Rotation in der Schulter.

4. An der Bande angekommen, haben wir nun wieder eine Innenstellung der neuen Richtung (links). Nun stellen wir zunächst unsere Schultern und den Sitz wieder mittig ein, um aus der Innenstellung wie oben neu zu beginnen.

Wie oft kann man das machen?

Bei jungen oder unerfahrenen Pferden ist es wichtig, aus dieser sehr aufspannenden Übung auch schnell wieder in eine Entspannung zu kommen, damit wir nicht in eine Phase der Verspannung hineinreiten. Dies wäre für den Trainingsprozess eher kontraproduktiv – körperlich wie mental. Es macht Sinn, in der Übung zu bleiben, bis beide Seiten zweimal durchgearbeitet sind. Danach kommt eine kurze Schrittpause, um dann von Neuem zu beginnen. Das Ganze kann man natürlich von Training zu Training ausbauen.

Warum an der Bande?

Der Start an der Bande eignet sich besonders für Reitschüler die die halbe 8 zum ersten Mal reiten oder bei jungen Pferden als Orientierungshilfe, die der Lektion einen Anfang und ein Ende gibt. Später geht das Ganze frei und weniger statisch auf die Grundlinie fixiert. Das hat den Vorteil, dass sich die Länge und Intensität der einzelnen Stufen, z.B. der Diagonalverschiebung, so wählen lässt, wie man es gerade für effizient hält, um das Pferd in dieser Position zu halten.

Variationen

Die halbe 8, frei in der Mitte der Bahn gearbeitet, bietet unzählige Möglichkeiten von Variationen. So kann man z.B. innerhalb der Volte noch ein Verschieben der Hüfte einbauen, man kann nach der Stellung und vor der Volte ein Schulterherein generieren oder sogar statt einer Konterstellung das Pferd einige Schritte in einer Traversale arbeiten, also einer Diagonalverschiebung mit einem in Bewegungsrichtung gestellten und gebogenem Pferd (Schulter führt – Hüfte folgt). Dies liegt einzig und allein am Ausbildungstand von Pferd und Reiter.

Koordination

Damit ist unumstritten, dass diese halbe 8 eine Übung ist, die viel Koordination vom Pferd aber auch vom Reiter erfordert. Sie trainiert also wieder einmal nicht nur das Pferd, sondern vor allem den Sitz, das Timing und das Gefühl des Reiters. Hände, Schultern, Sitz und Beine müssen unabhängig voneinander arbeiten, um das Pferd in die gewünschte Position zu reiten und das Pferd somit von der Nase bis zur Schweifrübe zu gymnastizieren.

Viel Spaß beim Training und … ride with your heart!

Euer HORSEMAN TEAM