Leseprobe HORSEMAN 06/2022

Schenkelweichen – geht das doch auch gebogen?

Leseprobe Horseman Juni 2022 - Schenkelweichen
Leseprobe Horseman Juni 2022 - Schenkelweichen
Leseprobe Horseman Juni 2022 - Schenkelweichen

In der letzten Ausgabe des HORSEMAN war Schenkelweichen ja ein großes Thema und während die klassischen Seitengänge wie z. B. das schulterherein wenig Spielraum für Veränderungen in der Ausführung geben, scheint dies beim Schenkelweichen anders auszusehen. Wie bereits geschrieben, wird das Schenkelweichen meist auf einer geraden Linie an der Bande oder auf einer Diagonalen geritten. Dabei ist das Pferd leicht gestellt, aber nicht gebogen. Als Variation reiten einige Trainer auch ein Viereck vergrößern und Verkleinern, was im Endeffekt aber wieder die Arbeit auf einer Diagonalen ergibt. Geht es auch anders und vor allem, auf gebogener Linie?

Nimmt man sich den Begriff „Schenkelweichen“ einmal vor, und teilt ihn, kommt man schnell zu „… am Schenkel weichen“. Dies ist sicherlich auch die Grundidee dieser Lektion und daraus ergeben sich auch sofort Variationen die evtl. einmal nicht so ganz der Vorstellung „gestellt und nicht gebogen“ entsprechen. Im Grundprinzip geht es ja wirklich darum, das Pferd am inneren Bein (aus der ursprünglichen Bewegungsrichtung gesehen) weichen zu lassen und damit zu verschieben. Die Hilfengebung ist hierzu in der Basis immer gleich. Es wird am inneren Bein gestellt und von diesem Bein soll das Pferd dann auch weichen. Hierzu verschieben sich Sitz und damit die Balance in die gewünschte Bewegungsrichtung. Für die Arbeit auf der Kreisbahn stellen wir Euch heute 3 Variationen vor. Bei 2 Varianten werden wir die Kreisbahn verlassen, um dann wieder zurückzukehren, bei der Basisvariante bleiben wir auf dem Zirkel.

1. Übertreten lassen auf der Kreisbahn

Schenkelweichen auf einer Kreisbahn, also einer gebogenen Linie, ist im Prinzip nichts anderes als übertreten lassen und umgekehrt – Übertreten lassen ist nichts anderes als Schenkelweichen auf gebogener Linie. Dabei verlässt das Pferd den Zirkel nicht und ist in die Bewegungsrichtung des Zirkels gestellt. Achtung: Hier scheiden sich nun oft die Geister, denn aus einem Zirkel linker Hand lassen wir das Pferd am linken Schenkel nun auf der Kreisbahn nach rechts weichen, was aus Sicht des Pferdes eine Bewegung nach rechts darstellt (und damit eine Stellung gegen die Bewegungsrichtung), aus Sicht des Zirkels geht es aber immer noch links herum – also innen gestellt.

Schaut man auf die Grafik (nächste Seite) erkennt man sofort, was gemeint ist. Innen und außen, vor allem auch beim Sitz ist eh ein Thema, dass wir im nächsten HORSEMAN aufgreifen werden. Aber zurück zur Übung. Wir starten auf unserer gedachten Linie und die ist in diesem Fall eben gebogen, also ein Zirkel, und unser Pferd ist damit auch gebogen. Gemäß dem Leitsatz von Steinbrecht reiten wir es also vorwärts (innere Hinterhand) und gerade gerichtet (nicht im Rumpf, sondern in der Spur). Hierzu benutzen wir das innere Bein stellend (Becken vor) und das äußere hält uns die Kruppe auf der Kreislinie (Becken leicht zurück). Unsere Schulter führ die Pferdeschulter. Aus dieser Grundposition starten wir nun mit dem Schenkelweichen am inneren Bein. Dieses Bein kontrolliert nun den Rippenkasten wie aber auch die Kruppe. Die Reiterschulter hilft , dabei die Schulter in den Zirkel hineinzunehmen, und der Sitz bzw. die Balance fließt von innen nach außen.

Bei diesem Schenkelweichen auf dem Zirkel wird das Pferd mit dem inneren Hinterbein vorwärts-seitwärts über das äußere Hinterbein treten. Wie beim „normalen“ Schenkelweichen überwiegt hierbei das seitwärts dem vorwärts, also anders als beim schulterherein. Dies ist auch der Grund, warum man von Untertreten Richtung Schwerpunkt sprechen kann. Das Pferd lernt dadurch, das Bein bei späteren Lektionen zu Wendungen und 360° Drehungen, als Pivotbein besser einzusetzen. Darüber hinaus wirkt dies lösend und bringt viel Rotation in der Schulter mit sich. Diese Übung lässt sich auch sehr schön am Boden erarbeiten. Im Rumpf ist das Pferd in dieser Basisvariante relativ gerade gestellt.

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Do it the Cowboy Way – Rinderarbeit für Jedermann! (Teil 1)
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Es ist die Basis der Westernreiterei und in USA noch immer Alltag auf unzähligen Ranches: die Arbeit mit dem Pferd am Rind. Auch wenn mittlerweile ATVs und Quads die Pferde mehr und mehr beim zusammentreiben auf den großen Flächen ablösen, leisten Pferde noch immer ein wesentlichen Bestandteil der Arbeit. Mit ihnen werden die riesigen Rinderherden auf der Ranch geteilt, Kälber mit dem Lasso herausgefangen, kranke Tiere separiert oder in einzelne kleinere Pens (Pferche) getrieben. Für all diese Aufgaben auf der Ranch braucht man gute Allrounder – Ranch Horses. Diese Alleskönner müssen nicht nur schnell und wendig sein, sie müssen auch trittsicher ihren Job im Gelände machen und vor allem müssen sie leichtrittig sein und sich mit feiner Hand über die Balance steuern lassen. Auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und vor allem Coolness, also Gelassenheit, sind ebenfalls gefragt. Schaut man sich die Bewegungen eines Ranchpferdes bei der Arbeit an, wird einem schnell klar, dass nicht nur die einzelnen Rinderdisziplinen, sondern fast alle Sparten unserer Westernreiterei aus dieser entstanden sind. Der langsame und bequeme Jog der Western Pleasure entstand aus der Prämisse, ein Tempo zu finden, um eine Rinderherde optimal zu treiben, beim Stoppen und Rollback der Reining hat man einfach die Kuh weggelassen.

Cowwork für jedermann

Doch was bringt dem german Cowboy & Cowgirl und vor allem den Freizeitreitern die Arbeit am Rind, wenn sie kein Cuttinghorse haben oder keinen superschnellen Sprinter für die Cow Horse? Sie ja eigentlich nur ein tolles Freizeitpferd reiten wollen? An erster Stelle stehen hier sicherlich Abwechslung zum alltäglichen Training und vor allem Spaß für Pferd und Reiter. Recht schnell merkt man bei der ersten Arbeit am Rind, wie viel Spaß die meisten Pferde entwickeln und vor allem, wie sie erkennen, dass es nun plötzlich Sinn macht, aus dem Trab oder gar Galopp anzuhalten, um sich um 180 Grad zu drehen. Langsame und triebige Pferde werden nicht selten zu flotten Sportwagen und ängstliche zu wahren Heros. Hat man zum Beispiel ein Pferd, das beim Ausritt vor Kuhherden scheut und sich ängstlich zeigt, ist ein Rinderkurs, bei dem es lernt, Chef im Ring zu sein, die ideale Lösung. Es sind also nicht nur der Spaß, sondern auch weitere Faktoren wie Gelassenheit, Rittigkeit, Teambildung, Vertrauen und verbesserte Manöver, die in das Rindertraining einfließen.

Kann mein Pferd das überhaupt?

Eine Frage, die sicher jedem (Rinder)Trainer oft gestellt wird. Die Antwort muss hier lauten: kommt darauf an! Und zwar darauf, was man sich für Ziele steckt. Dies ist sicher nicht anders als bei allen Disziplinen. Natürlich werden ein Warmblüter, ein Tinker oder Hafl inger, ja selbst die wenigsten Quarter Horses schnelle, tiefe Turns wie eine Cutting Horse hinlegen, aber den oben genannten Spaß wird man mit ziemlich jedem Pferd erarbeiten können. Gerade die Disziplinen Ranchsorting oder Teampenning, aber auch das Ranch Ropen sind für alle Pferderassen möglich. Wichtig ist hierzu nur die entsprechende Basisarbeit. Hier stehen natürlich ganz am Anfang wieder Gymnastizierung und vor allem Nachgiebigkeit. Denn je leichter ein Pferd sich biegt, je mehr Last es auf der Hinterhand aufnimmt und je leichter es sich steuern lässt, desto mehr Spaß hat man auch an der Kuhherde.

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